Über unsere Veranstaltung

In Zukunft wird der Blog dazu dienen, einige Veranstaltungshinweise zum Thema "Arabische UmBrüche" weiterzuleiten. Der Schwerpunkt liegt dabei einerseits auf Veranstaltungen in Leipzig und andererseits auf internationale und nationale Konferenzen.


Die Vortragsreihe im Wintersemester 2011/12.

Jeden Mittwoch von 19.00-21.00 Uhr im Hörsaal 11, Hörsaalgebäude, Universitätsstraße 3, Leipzig.

Über die Vortragsreihe: Politische UmBrüche in der arabisch-islamischen Welt

Ausgehend von der sogenannten „Jasmin-Revolution“ in Tunesien setzte der Ruf nach Freiheit in der arabisch-islamischen Welt eine revolutionäre Dynamik in Gang: die Macht der Bevölkerungen gegen das Gewaltmonopol der Autokratien, die hierauf in unterschiedlicher Weise reagier(t)en.

Vor dem Hintergrund von Fragestellungen nach sozialen, politischen und ökonomischen Zielen und Wirkungen dieser Freiheits- und Demokratiebewegungen und der sie umgebenden Gesellschaften in der Gegenwart und Zukunft veranstaltet das Orientalische Institut der Universität Leipzig gemeinsam mit dem eurient e.V. im Wintersemester 2011/12 eine Ringvorlesung. Diese ist nicht als reine Informationsveranstaltung konzipiert, sondern soll vielmehr als Forum dienen, in dessen Rahmen namhafte ForscherInnen und NachwuchswissenschaftlerInnen sowie ein interessiertes Publikum über die aktuellen Entwicklungen debattieren können.

Die Ringvorlesung war eine erfolgreiche, informative und spannende Vortragsreihe zu den aktuellen Ereignissen in der arabischen Welt.

Wir danken allen Kooperationspartnern und Förderern für die freundliche Unterstützung und nicht zuletzt den Referenten sowie dem Publikum für ihre Anregungen und die Teilnahme an den Veranstaltungen.

Dienstag, 20. Dezember 2011

Neuerscheinung: Tunesien als islamische Demokratie? Rāšid al-Ġannūšī und die Zeit nach der Revolution

Menno Preuschaft, der im Rahmen unserer Ringvorlesung einen spannenden und tiefgreifenden Vortrag hielt, veröffentlicht ein Buch zu diesem Thema: In Tunesien als islamische Demokratie? befasst sich der Autor mit den Demokratie-, Menschen- und Bürgerrechtskonzeptionen Ġannūšīs und weist auf Implikationen für die politische Landschaft des Landes hin. Besondere Berücksichtigung erfährt die Frage nach dem Umgang mit Minderheiten, die der Autor als Nagelprobe für das demokratische Bekenntnis Ġannūšīs ausmacht.

http://www.waxmann.com/preuschaft


Donnerstag, 15. Dezember 2011

Der Vortrag von Dr. Hecker über die Rolle der Türkei beim Arabischen Frühling zum Nachlesen

Die […] Ringvorlesung „UmBrüche in der arabisch-islamischen Welt – Frühling oder Eiszeit?“ hatte am 30.11. Dr. Pierre Hecker von der Universität Marburg zu Gast, der sich in seinem Vortrag der Rolle widmete, die die Türkei im arabischen Frühling spielt. Die Bereiche der türkischen Gesellschaft, die von den Geschehnissen im Nahen Osten beeinflusst werden, sind vielfältig: eine bereits bestehende Frauenbewegung macht sich die Forderungen nach Freiheit in anderen Ländern zu eigen; die kurdische Minderheit im Osten der Türkei ruft nach einem „kurdischen Frühling“; die ältere türkische Staatsideologie des Kemalismus wittert durch die Revolutionen neuen Auftrieb. Doch Hecker wählt für seinen Vortrag die ihm am bedeutendsten scheinende Perspektive der türkischen Außenpolitik. Zunächst gibt er einen historischen Überblick: Auf den Trümmern des Osmanischen Reichs entstand 1923 nach einem Befreiungskrieg die türkische Republik; im Kalten Krieg fungierte sie als ein Bollwerk gegen den Kommunismus in der gesamten Region, woraus sich eine entsprechend enge Westbindung ergab; nach Ende des Kalten Krieges folgte eine Phase des selbstgewählten Isolationismus, während im Land islamistische Kräfte langsam an Boden gewannen; heute schließlich befindet sich die Türkei, wie ein Zuhörer in der Diskussion formulierte, zwischen 100 Stühlen. Grundzug der Regierungspartei AKP ist die Ansicht, der Islam ließe sich mit einer modernen säkularen Demokratie vereinen. Dem entspricht die Selbstpräsentation der Türkei als Vorbild für die neuen Demokratien in Libyien und Ägypten. Vieles an diesem Bild ist jedoch fraglich: Ist die Türkei wirklich ein Beispiel für eine Demokratie nach westlichem Vorbild? Hecker gibt Beispiele für Verhaftungen Andersdenkender, vor allem kurz vor Wahlen und zitiert den Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdoğan (allerdings aus den Neunzigerjahren), dass die Demokratie wie ein Bus sei, aus dem man aussteigen könne, sobald man seine Ziele erreicht habe. Aber auch die andere Seite der Selbstpräsentation der Türkei als eine islamische Demokratie steht, zumindest bei den sich neu entwickelnden nahöstlichen Demokratien, in Frage. So stieß Erdoğan bei seinen Besuchen in Libyen und Ägypten im September auf Unverständnis, als er den Anwesenden einen laizistischen Staat anempfahl. Einflussreiche Kräfte wie die ägyptische Muslimbruderschaft können sich offenbar doch nicht ohne Weiteres mit dem Weg der Türkei identifizieren.

Alles in allem wirft die Politik der Türkei, der regierenden AKP und insbesondere Recep Tayyip Erdoğans mehr Fragen auf, als sie zu beantworten in der Lage ist. Diese Uneindeutigkeit legt den Schluss nahe, dass die Außenpolitik der Türkei eine Machtpolitik im Dienste von Personen und Parteien, nicht Idealen, ist. Ob diese Politik der Entwicklung im Nahen Osten auf Dauer mehr schadet als nützt, muss die Zukunft zeigen.


Tom Kaden

Literaturnachtrag zum Vortrag über Ägypten und die Islamisten am 14.12.2011

Hier zwei Literaturhinweise zur Ergänzung zum gestrigen Vortrag...

1. Ein Artikel des Referenten Walid Abd al-Gawad das Friedenspotenzial des Islams betreffend in dem Buch von Weber, Hermann: Globale Mächte und Gewalten - wer steuert die Welt?

2. Ein Bericht von Amnesty International über die Menschenrechte in Ägypten seit der Machtergreifung des Militärs

Viel Spaß beim Nachlesen!!

Donnerstag, 8. Dezember 2011

Vortrag am 14.12.2011: Islamisten im arabischen „Frühling“ Ägyptens: Blumen oder Unkraut?

Am 14.12.2011 wird Walid Abd El Gawad über die Revolution in Ägypten sprechen.

Abstract:
Die ägyptische Revolution wurde von vielenMedien und von den Ägyptern selbst als die „Revolution der Jugend“ bezeichnet. JungeÄgypter gingen auf den Tahrir-Platz, forderten ihre Rechte auf Mitgestaltungder Zukunft ihres Landes ein und stürztendabei gegen alle anfänglich im In- und Ausland herrschenden Einschätzungen und auch gegen die eigenen Erwartungen die 30 Jahre alte Diktatur. Bei ihrem gelungenenAufstand hofften sie, wie ihre Rufe zeigten, in ihrem Land Demokratie,Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit etc. zu säen. Jedoch zeigen dieErgebnisse der ersten Phase der ägyptischen Parlamentswahlen, dassislamistische Kräfte wie die Muslimbrüder und Salafisten große Wahlsiege und damit evtl. die Früchte dieser Revolution ernten.Im Rahmen des Vortags werden die verschiedenen islamistischen Akteure kurzdargestellt und der Versuch unternommen, anhand einer Analyse ihrergeschichtlichen Entwicklung in der ägyptischen Gesellschaft und ihresVerhaltens während und nach der Revolution die Gründe ihres Wahlsieges zuerläutern und Prognosen über die Bedeutung dieses Erfolges für die Zukunft desLandes und der Region zu stellen.
Walid promoviert derzeit zum Thema "Akzeptanz- und Abgrenzungsstrategien im islamischen Diskurs Ägyptens im 20. Jahrhundert" (Arbeitstitel) an der Universität Leipzig.

Montag, 5. Dezember 2011

Vortrag am 7.12.: Arabischer Frühling in den Golfstaaten: Transformationsprozesse oder geschickte Reformen

Am 7.12. wird Hala Kindelberger in der Vortragsreihe sowohl mikro- als auch makroperspektivische Betrachtungen anstellen. Die Einflüsse des arabischen Frühlings auf die sog. Golftsaaten insgesamt zu beleuchten, erfordert nämlich gleichermaßen, den Blick auf die einzelnen Staaten und die jeweilig herrschenden Umstände zu schärfen sowie die Verbundenheit der Monarchien auf verschiedenen sozialen und politischen Ebenen zu beleuchten.

Zusammenfassung/Abstract

Die sechs Golfstaaten gelten bislang eher als Demokratie-resistent. Wie viele andere Länder der MENA-Region haben sie seit Anfang dieses Jahrhunderts Transitions- oder vielmehr Reformversuche vollzogen. So stark die Bevölkerung nach Reformen verlangte und verlangt, je mehr entfernten und entfernen sich die Monarchen von den erwarteten Reformen. Besonderes seit Anfang dieses Jahres beobachtet man unter den GCC-Monarchen einen stärkeren gemeinsamen Zusammenhalt und die Rückkehr zu autoritären Strategien zum Machterhalt. Der 1981 gegründet Golfkooperationsrat (GCC) erfährt sein bislang stärkstes politisches Auftreten mit dem Rücktritt des Präsident des Jemen, Abdullah Saleh, am 23.11.2011. Dabei signalisieren die Mitglieder des GCC Flexibilität sowie politischen Einfluss und treten als Schiedsrichter und Reformer aus. Dabei herrschen in vielen dieser sechs Länder politische Repressionen, Pressezensur und in Bahrain sind sogar Folter und Ermordungen (wieder) an der Tagesordnung. Die Monarchen fürchten (mit Recht) um ihre Throne und ringen um ihre Macht. Aus Angst vor Revolutionen? Besonders Saudi-Arabien hat Interesse an der Erhaltung der neo-patrimonialen GCC-Regime. Nicht nur die regionalen Nachbarn wie Israel, sondern auch die USA und die EU werden ungerne ihre gewohnten Partner verlieren, denn Stabilität in der Region ist ein Garant, dass der bisherige Einfluss in der Region weiter erhalten bleiben kann. Deswegen sind bis dato die Augen der internationalen Öffentlichkeit nicht dahin gerichtet.

Im Vortrag wird auf die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den GCC-Monarchien eingegangen und die Interessen am Zusammenhalt zwischen den Monarchen erklärt. Es wird auch die Rolle Saudi-Arabiens analysiert, sowie des Iran, die tribalen Hintergründe und der Islam als Teil der politischen Legitimation der Regime. Zuletzt wurde der Einfluss des Westens auf die Transformationsversuche von unten verdeutlicht und Gründe dafür debattiert. Die Könige, Emire und Sultane in den GCC-Monarchien haben sich bis ins 21. Jahrhundert mit Geschick und Anpassungsfähigkeit ihre Macht gesichert. Die Vortragende vertritt die These, dass sie alleine mit ihren Unterdrückungsstrategien in Zukunft nicht bestehen werden können.


Akademischer Werdegang/Academic Profile
  • 2002: Diplom Soziologie (Universität Potsdam)
  • 2004-2006: Wissenschaftliche Mitarbeiterin/Forschungsprojekt „Selbsthilfeorganisationen von MigrantInnen in den neuen Bundesländern“ (Fachhochschule Potsdam)
  • 2005-2007: Projektleiterin/EU-Projekt „Selbstorganisation und Selbsthilfe stärken“ der Arbeitsgemeinschaft für die Ausländerbeiräte Brandenburg
  • 2009/2010: Wissenschaftliche Mitarbeiterin (Universität Hildesheim)
  • derzeit: Wissenschaftliche Mitarbeiterin/Forschungsprojekt „Transformation, Demokratisierung und Islamisierung in Südostasien und dem Nahen Osten aus der Geschlechterperspektive“ (Universität Marburg)
Forschungsschwerpunkte/Main Areas of Researc
  • Migration und Integration (besonders in den neuen Bundesländern)
  • Religion
  • Gender
  • Interkulturelle Kommunikation
  • politische Soziologie und Transformation
Publikationen (Auswahl)/Publications (selection)
  • Weiss, Karin/Kindelberger, Hala (Hrsg.): Zuwanderung und Integration in den neuen Bundesländern. Freiburg: Lambertus
  • Kindelberger, Hala: Probleme und Perspektiven der Politischen Partizipation und Selbstorganisation von MigrantInnen in den neuen Bundesländern. In: Weiss, Karin/Kindelberger, Hala: Zuwanderung und Integration in den neuen Bundesländern. Freiburg: Lambertus. S. 185-196.
  • Kindelberger, Hala: Muslime in den neuen Bundesländern. In: Weiss, Karin/Kindelberger, Hala (Hrsg.): Zuwanderung und Integration in den neuen Bundesländern. Freiburg: Lambertus. S. 128-142.
  • Kindelberger, Hala/Kindelberger, Kilian (Hrsg.): Herausforderung Integration. Thesen zur Migration und Integration von Zuwanderern im Land Brandenburg. Universitätsverlag Potsdam
  • Kindelberger, Hala: Die Arbeit von Selbstorganisationen. In: Arbeitsgemeinschaft für die Ausländerbeiräte im Land Brandenburg e.V. (Hrsg.): Migrantenselbstorganisationen im Land Brandenburg. Potsdam. S. 96-100