Über unsere Veranstaltung

In Zukunft wird der Blog dazu dienen, einige Veranstaltungshinweise zum Thema "Arabische UmBrüche" weiterzuleiten. Der Schwerpunkt liegt dabei einerseits auf Veranstaltungen in Leipzig und andererseits auf internationale und nationale Konferenzen.


Die Vortragsreihe im Wintersemester 2011/12.

Jeden Mittwoch von 19.00-21.00 Uhr im Hörsaal 11, Hörsaalgebäude, Universitätsstraße 3, Leipzig.

Über die Vortragsreihe: Politische UmBrüche in der arabisch-islamischen Welt

Ausgehend von der sogenannten „Jasmin-Revolution“ in Tunesien setzte der Ruf nach Freiheit in der arabisch-islamischen Welt eine revolutionäre Dynamik in Gang: die Macht der Bevölkerungen gegen das Gewaltmonopol der Autokratien, die hierauf in unterschiedlicher Weise reagier(t)en.

Vor dem Hintergrund von Fragestellungen nach sozialen, politischen und ökonomischen Zielen und Wirkungen dieser Freiheits- und Demokratiebewegungen und der sie umgebenden Gesellschaften in der Gegenwart und Zukunft veranstaltet das Orientalische Institut der Universität Leipzig gemeinsam mit dem eurient e.V. im Wintersemester 2011/12 eine Ringvorlesung. Diese ist nicht als reine Informationsveranstaltung konzipiert, sondern soll vielmehr als Forum dienen, in dessen Rahmen namhafte ForscherInnen und NachwuchswissenschaftlerInnen sowie ein interessiertes Publikum über die aktuellen Entwicklungen debattieren können.

Die Ringvorlesung war eine erfolgreiche, informative und spannende Vortragsreihe zu den aktuellen Ereignissen in der arabischen Welt.

Wir danken allen Kooperationspartnern und Förderern für die freundliche Unterstützung und nicht zuletzt den Referenten sowie dem Publikum für ihre Anregungen und die Teilnahme an den Veranstaltungen.

Dienstag, 20. Dezember 2011

Neuerscheinung: Tunesien als islamische Demokratie? Rāšid al-Ġannūšī und die Zeit nach der Revolution

Menno Preuschaft, der im Rahmen unserer Ringvorlesung einen spannenden und tiefgreifenden Vortrag hielt, veröffentlicht ein Buch zu diesem Thema: In Tunesien als islamische Demokratie? befasst sich der Autor mit den Demokratie-, Menschen- und Bürgerrechtskonzeptionen Ġannūšīs und weist auf Implikationen für die politische Landschaft des Landes hin. Besondere Berücksichtigung erfährt die Frage nach dem Umgang mit Minderheiten, die der Autor als Nagelprobe für das demokratische Bekenntnis Ġannūšīs ausmacht.

http://www.waxmann.com/preuschaft


Donnerstag, 15. Dezember 2011

Der Vortrag von Dr. Hecker über die Rolle der Türkei beim Arabischen Frühling zum Nachlesen

Die […] Ringvorlesung „UmBrüche in der arabisch-islamischen Welt – Frühling oder Eiszeit?“ hatte am 30.11. Dr. Pierre Hecker von der Universität Marburg zu Gast, der sich in seinem Vortrag der Rolle widmete, die die Türkei im arabischen Frühling spielt. Die Bereiche der türkischen Gesellschaft, die von den Geschehnissen im Nahen Osten beeinflusst werden, sind vielfältig: eine bereits bestehende Frauenbewegung macht sich die Forderungen nach Freiheit in anderen Ländern zu eigen; die kurdische Minderheit im Osten der Türkei ruft nach einem „kurdischen Frühling“; die ältere türkische Staatsideologie des Kemalismus wittert durch die Revolutionen neuen Auftrieb. Doch Hecker wählt für seinen Vortrag die ihm am bedeutendsten scheinende Perspektive der türkischen Außenpolitik. Zunächst gibt er einen historischen Überblick: Auf den Trümmern des Osmanischen Reichs entstand 1923 nach einem Befreiungskrieg die türkische Republik; im Kalten Krieg fungierte sie als ein Bollwerk gegen den Kommunismus in der gesamten Region, woraus sich eine entsprechend enge Westbindung ergab; nach Ende des Kalten Krieges folgte eine Phase des selbstgewählten Isolationismus, während im Land islamistische Kräfte langsam an Boden gewannen; heute schließlich befindet sich die Türkei, wie ein Zuhörer in der Diskussion formulierte, zwischen 100 Stühlen. Grundzug der Regierungspartei AKP ist die Ansicht, der Islam ließe sich mit einer modernen säkularen Demokratie vereinen. Dem entspricht die Selbstpräsentation der Türkei als Vorbild für die neuen Demokratien in Libyien und Ägypten. Vieles an diesem Bild ist jedoch fraglich: Ist die Türkei wirklich ein Beispiel für eine Demokratie nach westlichem Vorbild? Hecker gibt Beispiele für Verhaftungen Andersdenkender, vor allem kurz vor Wahlen und zitiert den Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdoğan (allerdings aus den Neunzigerjahren), dass die Demokratie wie ein Bus sei, aus dem man aussteigen könne, sobald man seine Ziele erreicht habe. Aber auch die andere Seite der Selbstpräsentation der Türkei als eine islamische Demokratie steht, zumindest bei den sich neu entwickelnden nahöstlichen Demokratien, in Frage. So stieß Erdoğan bei seinen Besuchen in Libyen und Ägypten im September auf Unverständnis, als er den Anwesenden einen laizistischen Staat anempfahl. Einflussreiche Kräfte wie die ägyptische Muslimbruderschaft können sich offenbar doch nicht ohne Weiteres mit dem Weg der Türkei identifizieren.

Alles in allem wirft die Politik der Türkei, der regierenden AKP und insbesondere Recep Tayyip Erdoğans mehr Fragen auf, als sie zu beantworten in der Lage ist. Diese Uneindeutigkeit legt den Schluss nahe, dass die Außenpolitik der Türkei eine Machtpolitik im Dienste von Personen und Parteien, nicht Idealen, ist. Ob diese Politik der Entwicklung im Nahen Osten auf Dauer mehr schadet als nützt, muss die Zukunft zeigen.


Tom Kaden

Literaturnachtrag zum Vortrag über Ägypten und die Islamisten am 14.12.2011

Hier zwei Literaturhinweise zur Ergänzung zum gestrigen Vortrag...

1. Ein Artikel des Referenten Walid Abd al-Gawad das Friedenspotenzial des Islams betreffend in dem Buch von Weber, Hermann: Globale Mächte und Gewalten - wer steuert die Welt?

2. Ein Bericht von Amnesty International über die Menschenrechte in Ägypten seit der Machtergreifung des Militärs

Viel Spaß beim Nachlesen!!

Donnerstag, 8. Dezember 2011

Vortrag am 14.12.2011: Islamisten im arabischen „Frühling“ Ägyptens: Blumen oder Unkraut?

Am 14.12.2011 wird Walid Abd El Gawad über die Revolution in Ägypten sprechen.

Abstract:
Die ägyptische Revolution wurde von vielenMedien und von den Ägyptern selbst als die „Revolution der Jugend“ bezeichnet. JungeÄgypter gingen auf den Tahrir-Platz, forderten ihre Rechte auf Mitgestaltungder Zukunft ihres Landes ein und stürztendabei gegen alle anfänglich im In- und Ausland herrschenden Einschätzungen und auch gegen die eigenen Erwartungen die 30 Jahre alte Diktatur. Bei ihrem gelungenenAufstand hofften sie, wie ihre Rufe zeigten, in ihrem Land Demokratie,Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit etc. zu säen. Jedoch zeigen dieErgebnisse der ersten Phase der ägyptischen Parlamentswahlen, dassislamistische Kräfte wie die Muslimbrüder und Salafisten große Wahlsiege und damit evtl. die Früchte dieser Revolution ernten.Im Rahmen des Vortags werden die verschiedenen islamistischen Akteure kurzdargestellt und der Versuch unternommen, anhand einer Analyse ihrergeschichtlichen Entwicklung in der ägyptischen Gesellschaft und ihresVerhaltens während und nach der Revolution die Gründe ihres Wahlsieges zuerläutern und Prognosen über die Bedeutung dieses Erfolges für die Zukunft desLandes und der Region zu stellen.
Walid promoviert derzeit zum Thema "Akzeptanz- und Abgrenzungsstrategien im islamischen Diskurs Ägyptens im 20. Jahrhundert" (Arbeitstitel) an der Universität Leipzig.

Montag, 5. Dezember 2011

Vortrag am 7.12.: Arabischer Frühling in den Golfstaaten: Transformationsprozesse oder geschickte Reformen

Am 7.12. wird Hala Kindelberger in der Vortragsreihe sowohl mikro- als auch makroperspektivische Betrachtungen anstellen. Die Einflüsse des arabischen Frühlings auf die sog. Golftsaaten insgesamt zu beleuchten, erfordert nämlich gleichermaßen, den Blick auf die einzelnen Staaten und die jeweilig herrschenden Umstände zu schärfen sowie die Verbundenheit der Monarchien auf verschiedenen sozialen und politischen Ebenen zu beleuchten.

Zusammenfassung/Abstract

Die sechs Golfstaaten gelten bislang eher als Demokratie-resistent. Wie viele andere Länder der MENA-Region haben sie seit Anfang dieses Jahrhunderts Transitions- oder vielmehr Reformversuche vollzogen. So stark die Bevölkerung nach Reformen verlangte und verlangt, je mehr entfernten und entfernen sich die Monarchen von den erwarteten Reformen. Besonderes seit Anfang dieses Jahres beobachtet man unter den GCC-Monarchen einen stärkeren gemeinsamen Zusammenhalt und die Rückkehr zu autoritären Strategien zum Machterhalt. Der 1981 gegründet Golfkooperationsrat (GCC) erfährt sein bislang stärkstes politisches Auftreten mit dem Rücktritt des Präsident des Jemen, Abdullah Saleh, am 23.11.2011. Dabei signalisieren die Mitglieder des GCC Flexibilität sowie politischen Einfluss und treten als Schiedsrichter und Reformer aus. Dabei herrschen in vielen dieser sechs Länder politische Repressionen, Pressezensur und in Bahrain sind sogar Folter und Ermordungen (wieder) an der Tagesordnung. Die Monarchen fürchten (mit Recht) um ihre Throne und ringen um ihre Macht. Aus Angst vor Revolutionen? Besonders Saudi-Arabien hat Interesse an der Erhaltung der neo-patrimonialen GCC-Regime. Nicht nur die regionalen Nachbarn wie Israel, sondern auch die USA und die EU werden ungerne ihre gewohnten Partner verlieren, denn Stabilität in der Region ist ein Garant, dass der bisherige Einfluss in der Region weiter erhalten bleiben kann. Deswegen sind bis dato die Augen der internationalen Öffentlichkeit nicht dahin gerichtet.

Im Vortrag wird auf die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den GCC-Monarchien eingegangen und die Interessen am Zusammenhalt zwischen den Monarchen erklärt. Es wird auch die Rolle Saudi-Arabiens analysiert, sowie des Iran, die tribalen Hintergründe und der Islam als Teil der politischen Legitimation der Regime. Zuletzt wurde der Einfluss des Westens auf die Transformationsversuche von unten verdeutlicht und Gründe dafür debattiert. Die Könige, Emire und Sultane in den GCC-Monarchien haben sich bis ins 21. Jahrhundert mit Geschick und Anpassungsfähigkeit ihre Macht gesichert. Die Vortragende vertritt die These, dass sie alleine mit ihren Unterdrückungsstrategien in Zukunft nicht bestehen werden können.


Akademischer Werdegang/Academic Profile
  • 2002: Diplom Soziologie (Universität Potsdam)
  • 2004-2006: Wissenschaftliche Mitarbeiterin/Forschungsprojekt „Selbsthilfeorganisationen von MigrantInnen in den neuen Bundesländern“ (Fachhochschule Potsdam)
  • 2005-2007: Projektleiterin/EU-Projekt „Selbstorganisation und Selbsthilfe stärken“ der Arbeitsgemeinschaft für die Ausländerbeiräte Brandenburg
  • 2009/2010: Wissenschaftliche Mitarbeiterin (Universität Hildesheim)
  • derzeit: Wissenschaftliche Mitarbeiterin/Forschungsprojekt „Transformation, Demokratisierung und Islamisierung in Südostasien und dem Nahen Osten aus der Geschlechterperspektive“ (Universität Marburg)
Forschungsschwerpunkte/Main Areas of Researc
  • Migration und Integration (besonders in den neuen Bundesländern)
  • Religion
  • Gender
  • Interkulturelle Kommunikation
  • politische Soziologie und Transformation
Publikationen (Auswahl)/Publications (selection)
  • Weiss, Karin/Kindelberger, Hala (Hrsg.): Zuwanderung und Integration in den neuen Bundesländern. Freiburg: Lambertus
  • Kindelberger, Hala: Probleme und Perspektiven der Politischen Partizipation und Selbstorganisation von MigrantInnen in den neuen Bundesländern. In: Weiss, Karin/Kindelberger, Hala: Zuwanderung und Integration in den neuen Bundesländern. Freiburg: Lambertus. S. 185-196.
  • Kindelberger, Hala: Muslime in den neuen Bundesländern. In: Weiss, Karin/Kindelberger, Hala (Hrsg.): Zuwanderung und Integration in den neuen Bundesländern. Freiburg: Lambertus. S. 128-142.
  • Kindelberger, Hala/Kindelberger, Kilian (Hrsg.): Herausforderung Integration. Thesen zur Migration und Integration von Zuwanderern im Land Brandenburg. Universitätsverlag Potsdam
  • Kindelberger, Hala: Die Arbeit von Selbstorganisationen. In: Arbeitsgemeinschaft für die Ausländerbeiräte im Land Brandenburg e.V. (Hrsg.): Migrantenselbstorganisationen im Land Brandenburg. Potsdam. S. 96-100

Montag, 28. November 2011

Vortrag am 30.11.: Der arabische Frühling und die Türkei

Am 30.11. wird Dr. Pierre Hecker im Rahmen der Veranstaltungsreihe zum Einen über die Effekte des arabischen Frühlings auf die Türkei sprechen. Zum Anderen wird er die Rolle der Türkei in der Nahost-Region während der Umbrüche beleuchten. Hier wird auch offensichtlich, daß die türkische Regierung die geopolitische Stellung ihres Landes zu nutzen weiß, um sich für die Zukunft auf dem internationalen Parkett zu positionieren.

Zusammenfassung/Abstract

Die Nahostreise des türkischen Premierministers Recep Tayyip Erdoğan im vergangenen September glich eher dem Empfang eines internationalen Popstars denn dem eines ausländischen Regierungschefs auf Staatsbesuch. Sowohl in Ägypten, als auch in Libyen und Tunesien wurde er von jubelnden Massen begrüßt und gefeiert. In jüngster Zeit erfreut sich die einst so skeptisch beäugte Türkei in der arabischen Welt enormer Beliebtheit. Der Arabische Frühling und die türkische Unterstützung für die arabischen Protestbewegungen schienen diese Entwicklung in den vergangenen Monaten noch zu beflügeln.

Tatsächlich knüpfen sich zahlreiche Fragen an das plötzliche Phänomen türkischer Beliebtheit: Welche Relevanz besitzt die türkische Außenpolitik für die Dynamik des Arabischen Frühlings? Welche innen- und außenpolitischen Chancen und Risiken birgt der Arabische Frühling für die Türkei? Offenbart sich im Arabischen Frühling gar die Islamisierung türkischer Außenpolitik bei gleichzeitiger Abkehr von der transatlantischen Allianz? Oder wird die Türkei, wie scheinbar von vielen ersehnt, zum neuen, großen Vorbild für die arabische Welt? Ist es also der politische Islam der Türkei, der sich zum Überbringer von Demokratie, Säkularismus und Wohlstand in der arabischen Welt aufschwingt?

Akademischer Werdegang/Academic Profile

  • 2001: M.A. (Geographie, Islamwissenschaft und Politik); Erlangen -Nürnberg
  • 2006 - 2008: wissenschaftlicher Mitarbeiter; Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung/Braunschweig
  • 2009: Promotion zum Thema Heavy Metal in a Muslim Context (Orientalisches Institut der Universität Leipzig)
  • 2009 bis 2010: Lehrauftrag am Orientalischen Institut/Universität Leipzig
  • Seit Herbst 2010: wissenschaftlicher Mitarbeiter (Fachgebiet Islamwissenschaft); Centrum für Nah- und Mitteloststudien/Marburg

Forschungsschwerpunkte/Main Areas of Research

  • Youth and Youth Cultures in the Middle East
  • Gender Studies
  • Modern Turkey
  • Metal Studies

Publikationen (Auswahl)/Publications (selection)

  • (2011 in Vorbereitung) Turkish Metal: Music, Meaning, and Morality in a Muslim Society.
  • (2011 im Druck) 'Contesting Islamic Concepts of Morality: Heavy Metal in Istanbul,' in Karin van Nieuwkerk (Hrsg.) Artistic Developments in the Muslim Cultural Sphere: Ethics, Aesthetics, and the Performing Arts, Austin: University of Texas Press.
  • (2010) 'Heavy Metal in the Middle East: New Urban Spaces in a Translocal Underground,' in Asef Bayat und Linda Herrera (Hrsg.) Being Young and Muslim: New Cultural Politics in the Global North and South, New York: Oxford University Press, 415-434.
  • (2010) 'Gegen jede Moral: Türkischer Heavy Metal zwischen säkularer Subkultur und satanischem Kult?' in Bekim Agai (Hrsg.) Der Bosporus zu Besuch am Rhein, Bonner Islamstudien Bd. 20, Hamburg: EB-Verlag.
  • (2010) 'Sport und Kopftuch,' in Kick it! Frauen spielen nicht im Abseits, Leipzig: Hamouda/edition eurient, 59-62.

Samstag, 19. November 2011

Workshop in Leipzig am CAS: Der ‚Arabische Frühling‛ – eine regionale Krise? Akteure, Ursachen und Perspektiven aktueller Umbrüche zwischen Casablanca und Damaskus

Veranstalter:DFG-Graduiertenkolleg 1261 „Bruchzonen der Globalisierung“, Universität Leipzig; SFB 586 „Differenz und Integration“, Universitäten Leipzig und Halle-Wittenberg 
Datum, Ort:29.11.2011, Leipzig, Centre for Area Studies, Thomaskirchhof 20

Die Bezeichnung „Arabischer Frühling“ für die Umbrüche des letzten Jahres in der MENA-Region ist in Europa schnell in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen und lenkt den Blick vor allem auf das regionale Ausmaß der Krise. Die aktuellen Entwicklungen zeigen jedoch, dass die Situationen in den einzelnen Ländern äußerst heterogen sind. Sowohl die Akteure und ihre Forderungen wie auch die Reaktionen der jeweiligen Regime unterscheiden sich teilweise in einem solchen Maß, dass eine regionale Verortung der Krise durchaus als problematisch angesehen werden kann. Gleichzeitig sind auch kontextübergreifende geo-politische und sozio-ökonomische Strukturen globaler Reichweite von Bedeutung, sodass sich auch über die arabische Region hinaus „frühlingshafte“ Bewegungen abzeichnen, die vielmehr auf eine globale Krise hindeuten.
In dem Workshop wird anhand von aktuellen Beispielen aus Tunesien, Algerien, Marokko und Syrien das Spannungsfeld von länderspezifischen Ursachen und Entwicklungen einerseits sowie regionalen Gemeinsamkeiten und globalen Zusammenhängen andererseits beleuchtet. Hierbei wird auf die verschiedenen länderspezifischen Konstellation von Akteuren, den Formen ihres Widerstands und dem Verhalten der staatlichen Autoritäten eingegangen. Übergreifende strukturelle Ursachen der Krise(n) sollen dabei ebenso untersucht werden wie die Frage, warum diese Krise zu diesem spezifischen Zeitpunkt ausgebrochen ist und in welchem Verhältnis sie zu globalen Krisenerfahrungen und Protestbewegungen steht.

14.00 Einführung
14.45 Abdelwahab Ben Hafaiedh (Tunis): Parlamentswahlen in Tunesien – Herausforderungen, Mobilisierung und Netzwerke
15.45 Pause
16.15 Pierre Vermeren (Paris): Der ‚Marokkanische Frühling‛ zwischen einem übermächtigen Staatsapparat und einer verängstigten Gesellschaft
17.15 Larbi Icheboudene (Algier): Soziale Bewegungen und politische Monopole – eine algerische Problematik
18.15 Pause
19.15 Carsten Wieland (Berlin): Vom Damaszener zum ‚Arabischen Frühling‛– Akteure und Entwicklungen auf Syriens blutigem Weg in die Zukunft
20.00 Abschlussdiskussion
Kontakt:Sonja Ganseforth
Orientalisches Institut Leipzig, Schillerstr. 6, 04109 Leipzig
ganseforth@uni-leipzig.de
URL zur Zitation dieses Beitrages http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=17889

Vortrag am 23.11.: Tunesien als islamische Demokratie? Das Denken Rashid al-Ghannushis und die Zeit nach der Revolution

Am 23. November wird der Politik- und Islamwissenschaftler Menno Preuschaft (M.A.) von der Universität Münster einen Vortrag über die politische Situation in Tunesien halten. Der Referent spricht über Rashid al-Ghannushi, den Vorsitzenden der vieldiskutierten Ennahda-Partei. 

 

Zusammenfassung/Abstract
Die Jasmin-Revolution vom Januar 2011 hat die Hoffnung vieler Tunesier auf die Errichtung und Etablierung eines demokratischen Systems in ihrem Land geweckt und mit der Wahl zur verfassungsgebenden Versammlung am 23. Oktober ist ein erster, wichtiger Schritt für die post-revolutionäre Ära des Landes getan. Mit rund 41,5 Prozent hat die “islamistische” Ennahḍa bei den Wahlen die meisten Stimmen auf sich vereinen können und die Berechungen der Prognosen noch übertroffen. Vielen Beobachtern in Europa und den USA, aber auch tunesischen Fürsprechern einer säkularen Staatsordnung bereitet hingegen der Gedanke an regierende Islamisten in dem nordafrikanischen Land Sorgenfalten. Schreckbilder eines Gottesstaats nach iranischem Vorbild, der Beschneidung bürgerlicher Freiheiten und von Frauen- und Minderheitenrechten machen die Runde. Doch wie berechtigt ist diese Sorge mit Blick auf Tunesiens Islamisten? Dieser Frage soll im folgenden Vortrag nachgegangen werden. Hierzu dient es sich m.E. an, sich mit dem politischen Denken der wichtigsten Figurder Ennahḍa, ihrem Vorsitzenden Rāšid al-Ġannūšīs, auseinander zu setzen.

 

Akademischer Werdegang/Academic Profile

ab 2002 Studium der Islamwissenschaft/Arabistik, Politikwissenschaft und Soziologie an der WWU Münster
2008 Abschluss zum Magister Artium, Thema der Magisterarbeit: "Menschen- und Bürgerrechte bei Rasid al Gannusi unter besonderer Berücksichtigung der Nicht-Muslime"
2004-2005 sowie 2006 bis 2008 Studentische Hilfskraft am Centrum für Religiöse Studien (CRS). Lehrstuhl für Religion des Islam

 

Forschungsschwerpunkte/Main Areas of Research:

  • Strategien religiöser Selbstvergewisserung und Gewaltproblematik
  • Reform-Islam im Nahen und Mittleren Osten und Europa
  • Islam und Menschenrechte
  • Voraussetzungen, Möglichkeiten und Chancen des Inter-religiösen Dialogs
  • Migration und Entwicklung
  • Grundlagen, Themen und Initiativen des inner-islamischen Dialogs (insbesondere sunnitisch-schiitisch)
  • Umgang mit religiöser und weltanschaulicher Pluralität von Seiten muslimischer Akteure im Nahen Osten und in Europa

 

Promotionsprojekt/PhD-Project:

"Der Nationale Dialog im Königreich Saudi-Arabien – Eine Analyse des Diskurses zum inner-islamischen und inter-religiösen Dialog" (Arbeitstitel)

 

Publikationen/Publications:

  • (Rezension): Frédéric Volpi (Hrsg.): Political Islam. A critical Reader. Routledge New York 2011, 471 S. ISBN: 978-0-415-56028-3. In: ORIENT. Zeitschrift für Politik, Wirtschaft und Kultur des Orients. Nr.II/2011 (52. Jahrgang). S. 65-67.
  • Die Diaspora als Ressource. Zur Bedeutung der Auslandstürken für die türkische Wirtschaft. In: Hunger, Uwe und Dietrich Thränhardt (Hg.): „Brain Circulation“ – Diaspora als treibende Kraft bei der Entwicklung der Herkunftsländer. Arbeiten aus dem Seminar „Brain Drain und Brain Gain. Migration und Entwicklung“. Münster 2006. S. 49-76.
  • Herausforderung der Gewissheit? Politischer Islam zwischen Absolutheitsanspruch und Toleranz, in: Jürgen Werbick / Muhammad Sven Kalisch / Klaus von Stosch (Hg.), Verwundete Gewissheit. Strategien zum Umgang mit Verunsicherung in Islam und Christentum, Paderborn – München – Wien – Zürich 2010 (Beiträge zur Komparativen Theologie; 1), 189–205.
  • Saudi-Arabien zwischen Islam und Moderne, in: Rüdiger Robert / Daniela Schlicht / Shazia Saleem (Hg.), Kollektive Identitäten im Nahen und Mittleren Osten. Studien zum Verhältnis von Staat und Religion, Münster – New York – München – Berlin (vom Waxmann Verlag angenommen, erscheint in 2010).
  • (Rezension): Ceylan, Rauf. Die Prediger des Islam. Imame – wer sie sind und was sie wirklich wollen. Freiburg i.Br.: Herder 2010. 191 S. pb. Euro 12,90 ISBN 978-3-451-30277-0. In: Theologische Revue 1 (107) 2011, Sp. 73-75.

Freitag, 18. November 2011

Yemen-Vortrag vom 2.11. zum Nach-Sehen

Für all diejenigen, die zu Dr. Isa Blumi's Vortrag mit dem Titel "The Elephant in the Room: How Outsiders Undermine Yemen's Future" nicht kommen konnten, eröffnet sich hier die Möglichkeit, den Vortrag und die dazugehörige Präsentation noch einmal in voller Länge zu genießen.
https://bildungsportal.sachsen.de:443/magma/mymagma/mediaSetPreview/30e88ca5ac01ee636999b8a26943cb6a5e8427a4?withNavigation=false

Dienstag, 15. November 2011

An diesem Mittwoch gibt es bei uns keinen Vortrag, da in Sachsen Feiertag ist.
In der kommenden Woche - am 23.11. - wird der Politik- und Islamwissenschaftler Menno Preuschaft (Universität Münster) im Rahmen unserer Vortragsreihe über Rashid al-Ghannushi sprechen, den Vorsitzenden der vieldiskutierten Partei an-Nahda. Diese "islamistische Bewegung" ist nach den Wahlen zur verfassungsgebenden Versammlung am 23.10. mit 41,5 Prozent die stärkste politische Kraft in Tunesien. Was dies jedoch für das Land bedeutet, ist völlig offen und wird derzeit heiß in den Medien diskutiert.
Wir bieten heute eine kleine Auswahl alternativer Medienberichte zu den Wahlergebnissen und den sich daraus ergebenden Möglichkeiten für Tunesien...


qantara berichtet über 'Die ''Ennahda'' und die Herausforderungen der Demokratie'
zenith online fragt ob es 'Eine Wahl wie jede andere' sei
das GIGA analysiert 'De[n] Machtwechsel in Tunesien und politische Reformperspektiven in Nahost'
die SWP konstatiert, dass '
Der Ausgang der Wahlen […] gute Chancen für erfolgreiche Demokratisierung [bietet]'

viel Spaß beim (vor)lesen und bis nächste Woche.
Wenke

Samstag, 12. November 2011

Montag, 7. November 2011

Vortrag am 9.11.2011: Israel und der arabische Frühling. Eine neue Ordnung im Nahen Osten?

In dieser Woche setzen wir unsere Vortragsreihe mit einem Thema fort, daß in den westlichen Medien eher am Rande behandelt wird: Die Auswirkungen des arabischen Frühlings auf den Friedensprozeß zwischen Israel und den arabischen Staaten. Dr. Omar Kamil wird in seiner Betrachtung die Chancen und Risiken herausarbeiten, die die Umbrüche in der arabisch-islamischen Welt für den sog. Nahostkonflikt bergen.

Zusammenfassung/Abstract
Das zurückliegende Jahr war geprägt von politischen Umbrüchen im Nahen Osten und Nordafrika. Die arabische Straße hatte insbesondere innenpolitische Forderungen: Soziale Gerechtigkeit und Freiheit. Zunächst hatte der arabisch-israelische Konflikt keine Rolle bei Demonstrationen gespielt. Nicht etwa anti-israelische bzw. anti-amerikanische Parolen prägten die Bilder aus Tunis, Ägypten, Jemen, Syrien, Libyen oder Bahrein. Das gab Hoffnung für eine neue Zukunft des arabisch-israelischen Konflikts. Längerfristig könnten die Umbrüche in der Region dazu führen, dass Frieden im Nahen Osten nicht nur in Verträgen zwischen der israelischen und arabischen Regierungen steht. Der arabische Frühling stärkt für einen Moment die Ansicht, dass eine Friedensregelung zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn befördert würde. Doch das Gegenteil prägt das heutige Bild des arabisch-israelischen Konflikts. Die politische Lage im östlichen Mittelmeerraum hat sich seit Anfang 2011 deutlich zugespitzt. Israel hat mit Mubarak einen strategischen Partner verloren, die Beziehungen zu Ägypten sind gespannt, auch das israelisch-türkische Verhältnis hat einen Tiefpunkt in der Geschichte beider Staaten erreicht. Syrien steht vor dem Sturm der Veränderung. Eine politische Änderung in Syrien hat für die syrisch-israelischen Grenzreglungen Konsequenzen. Last but not least, der Kernkonflikt zwischen Israelis und Arabern, die Palästinafrage, ist in eine Sackgasse geraten. Vor dem Hintergrund der eskalierenden Situation im Nahen Osten erklärt der Vortrag warum der arabische Frühling den Konflikt verschärft, jedoch auch das Potential hat, ihn zu entschärfen.

Akademischer Werdegang/Academic Profile
  • 1994–1998 study of anthropology, modern Islamic history and sociology at the University of Bayreuth, with study abroad in Tel Aviv (Israel)
  • 1998 M.A.; Bayreuth
  • From 1998–2003 PhD in political science, University of Leipzig on: From Ben Gurion to Ovadia Yosef. The Ashkenazi State and the Function of the Arab Jews
  • since 2003 Research Fellow at the Simon Dubnow Institute.
  • 2004/05 Visiting Associate Professor at the Universities of Jerusalem and Haifa

Forschungsschwerpunkte/Main Areas of Research
  • Arab-Islamic-Jewish relations
  • The Arabs and the Holocaust
  • History of Israel
  • Jews between »Orient« and »Occident«
  • Modern Arabic Thought
Publikationen (Auswahl)/publications (selection)

  • Arabische Juden in Israel. Geschichte und Ideologie von Ben Gurion bis Ovadia Yosef. (Serie Ex Oriente Lux) Würzburg: Ergon, 2008
  • Konstellationen. Über Geschichte, Erfahrung und Erkenntnis. Festschrift für Dan Diner zum 65. Geburtstag (coedited with Nicolas Berg, Markus Kirchhoff and Susanne Zepp), Göttingen/Oakville, Conn.: Vandenhoeck & Ruprecht, 2011.
  • Al-’islam fi al-manya. Nazra ma‘rifiyya [Islam in Germany. An Epistemological Perspective], in: Majallat al-‘ilm 12 (2009), 12–18.
  • Min at-tarikh ila at-trikhaniyya. Al-’istiqbal al-‘arabi lil-yahud [From History to Historization. The Arab Perception of the Jews], in: Al-ma‘rifa 72 (2009), 8–14.
  • Die Araber und der Holocaust. Eine Forschungsgeschichte, in: Jahrbuch des Simon-Dubnow-Instituts 8 (2009), 483–518.
  • Rethinking »at-turâth al-islâmî«. An Arab Debate, in: Atef Botros (ed.), Der Nahe Osten – ein Teil Europas? Reflektionen zu Raum- und Kulturkonzeptionen im modernen Nahen Osten, Würzburg 2006, 45–62.
  • Josef Burg. Ein Leben zwischen Erziehung und Politik (together with Stephan Wendehorst and Gerald Wiemers), in: Bausteine einer jüdischen Geschichte der Universität Leipzig, ed. on behalf of the Simon Dubnow Institute by Stephan Wendehorst (= Leipziger Beiträge zur jüdischen Geschichte und Kultur; vol. 4), Leipzig 2006, 153–161.
  • »Sie leben in der Gegenwart und für die Zukunft – wir in einer glorreichen Vergangenheit.« Die arabischen Intellektuellen und die Wahrnehmung des »Jüdischen«, in: Raphael Gross/Yfaat Weiss (eds.), Jüdische Geschichte als Allgemeine Geschichte. Festschrift für Dan Diner zum 60. Geburtstag, Göttingen 2006, 120–140.
  • Antisemitismus, Kolonialismus und Holocaust-Leugnung bei arabischen Intellektuellen: Erkenntnistheorethische Deutung einer defizitären Wahrnehmung, in: Dirk Ansorge (ed.), Antisemitismus in Europa und in der arabischen Welt. Ursachen und Wechselbeziehungen eines komplexen Phänomens, Frankfurt a. M. 2006, 217–236.

Sonntag, 30. Oktober 2011

Vortrag am 2.11.2011: The Elephant in the Room: How Outsiders Undermine Yemen's Future

Der vierte Vortrag in unserer Reihe widmet sich einer Mikroperspektive: Dr. Isa Blumi wird sich mit den Akteuren der Protest- und Freiheitsbewegung im Yemen auseinandersetzen. Er wird die Aussagen des Regimes in Sanaa beleuchten, die Opposition wäre von al-Qaeda oder dem Iran unterwandert und setze die Zukunft des Landes aufs Spiel. Da diese Vorwürfe auch in der westlichen - akademischen wie medialen - Sphäre allzuoft wiederholt werden, lohnt sich hier eine genauere Betrachtung.

Zusammenfassung/Abstract

It is in the context of terrible socio-economic and environmental indicators and decades of ineffective government that the entire southern Arabia and Red Sea region threatens to fall into chaos. Crucially, since 2009, two distinct regional conflicts have commanded the attention of the United States as well as regional powers like Saudi Arabia. As a consequence, the regime of ‘Ali ‘Abdullah Salih has attempted to slander its domestic rivals by associating them with Iran and/or “al-Qaida.” Unfortunately, these claims of Iranian or al-Qaida involvement, reiterated in western circles, often distort the nature of instability in the country. Because of a failure of intelligence that the Salih regime exploits, the broader context of the US and Saudi Arabia’s strategic concerns in the larger Red Sea region needs to inform how we study the events in Yemen. By recognizing the “Elephants in the Room” we can avoid repeating the analytical shortcomings of the academic and media mainstream and successfully find a long-term solution to Yemen’s problems.

Akademischer Werdegang/Academic Profile

2006-Present Georgia State University (GSU), Atlanta, GA

• Assistant Professor, History Department/Middle East Institute

2005-2006 American University of Sharjah (AUS), United Arab Emirates

• Assistant Professor, History/International Studies

1996-2005 New York University, New York, NY

• Joint program in the Departments of Middle Eastern/Islamic Studies and History

• Dissertation: "The Consequences of Empire in the Balkans and Red Sea: Reading Possibilities in the Transformations of the Modern World." (Defended April 20, 2005).

• Committee: Zachary Lockman (Chair), Frederick Cooper, Khaled Fahmy, and Ruth Ben-Ghiat, New York University, and Maria Todorova, University of Illinois at Urbana-Champaign.

1997-1998 San'a' University, San'a', Yemen

• Directed Study under Sayyid Mustafa Salim

1993-1995 New School for Social Research, New York, NY

• M.A. in Political Science and Historical Studies. January, 1995.

• Master's Thesis: "The Politics of Culture and Power in Albania's Postwar State."

• Advisors: Charles Tilly, Aristide Zolberg and Eric Hobsbawm.

1990-1991 Sorbonne, Paris IV. Paris, France.

• Première et deuxième années de DEUG

• Histoire Contemporaine de l'Afrique du Nord et du Proche Orient.

• Advisor: Claude-André Julien.

1988-1993 New School for Social Research, New York, NY

• B.A. Political Science, June, 1993.

• Advisors: Talal Asad and Aldo-Lauria Santiago


Forschungsschwerpunkte/Main Areas of Research

Isa is currently embarking on two new projects while a Senior Research Fellow at the Centre for Area Studies: The first challenges the representations of events over the past year in the larger “Middle East” as extensions of lingering Euro-America power; and the other investigates the interactive dynamics in the nineteenth century South China Sea, Latin America, and Arabia through the prism of Ottoman identity claims.


Publikationen (Auswahl)/Publications (selection)

• Reinstating the Ottomans: Alternative Balkan Modernities, 1800-1912/(Palgrave, May 2011)

• Foundations of Modernity: Human Agency and the Imperial State/(Routledge, July 2011)

• Rethinking the Late Ottoman Empire: A Comparative Social and Political History of Albania and Yemen, 1878-1918/ (Republished with Gorgias Press, 2010)

• Chaos in Yemen: Societal Collapse and the New Authoritarianism/ (Routledge Advances in Middle East and Islamic Studies series, 2010)

• "Religion and Politics among Albanians of Southeastern Europe," /East European Politics and Societies/ [Forthcoming].

• "Entangled Trajectories: The Interweaving Interests of the Local and the Evolution of Modern Imperialism in the Balkans," /Balkanistica/ 24 [2011]: 25-58.

• "The Frontier as a Measure of Imperial Power: Local Limits to Empire in Yemen, 1872 to 1914," /Proceedings of the British Academy/ 156 [2009]: 289-304.

• "Unique Authoritarianism: Shifting Fortunes and the Malleability of the Salih Regime in Yemen, 1990-Present," /EUI Working Papers, Robert Schuman Centre for Advanced Studies: Mediterranean Programme/ RSCAS 2009/10 (Florence, 2009).

• "Not our Kind," Silberman, Till and Ward (eds.) /Walls, Borders, Boundaries: Strategies of Surveillance and Survival/ (Berghahn Books, forthcoming).

• "Neither Eastern nor Welcome: The Confused Lives of Berlin's Balkan Migrants, 1950-2000," Silberman, Till and Ward (eds.) /After the Fall: Berlin in Germany and Europe/ (Palgrave-Macmillian, 2011): 183-207.

• "Adding New Scales of History to the Eastern Mediterranean: Illicit Trade and the Albanian," Meltem Toksoz and Biray Kirli (eds.), /Cities of the Mediterranean: From the Ottomans to the Present Day/ [London: I.B.Tauris, 2010]: 116-138.

• "Translating Imperial Failures into Smugglers' Gold: The Boundaries of State in Ottoman Albania and Yemen, 1872-1908," I. William Zartman (ed.) /Boundaries in Depth and in Motion/ [Athens: University of Georgia Press, 2010]: 73-100.

• "The Frontier as a Measure of Imperial Power: Local Limits to Empire in Yemen, 1872 to 1914," AGC Peacock (ed.) /Ottoman Frontiers: Political History of Territorial Limits/ [Oxford University Press, 2009]: 289-304.



Samstag, 29. Oktober 2011

Rechtliche Veränderungen und Perspektiven nach dem "arabischen Frühling"


In der dritten Vorlesung der Veranstaltungsreihe sprach Prof. Dr. Hans-Georg Ebert über die rechtlichen Veränderungen im Zuge des arabischen Frühlings
Prof. Ebert ging in seinem Vortrag zunächst kurz die Ursachen und Wirkungen des arabischen Frühlings ein, der durch die Selbstverbrennung eines tunesischen Gemüsehändlers am 17.12.2010 seinen Anfang fand und weder institutionell noch dogmatisch bewältigt werden konnte. Nach einer kurzen Erläuterung der traditionellen Teilung des Rechtssystems in der arabischen Welt („westliches Recht“, šarī‛a und Gewohnheitsrecht) erläuterte Prof. Ebert die in Bezug zum westlichen Rechts- und Wertesystem defizitäre Staats- und Rechtsgestaltung in der arabischen Welt, die länderspezifisch unterschiedlich ausgeprägt sind. Problematisch sind nach seinem Dafürhalten beispielsweise die mangelnde Unabhängigkeit der Rechtssprechung, die unterentwickelte Verfassungsgerichtsbarkeit und die wenig ausgeprägte Gewaltenteilung. Ferner fehlt in vielen Ländern ein geeignetes Staatswesen für die Durchsetzung des Rechts; das Gewaltmonopol des Staates greift nur in einzelnen Gebieten, was zu einer starken Fragmentierung der Staaten führt. Dieses Problem ist auf die koloniale Grenzziehung zurückführen, ebenso wie auf den kolonialen Transfer westlicher Gesetzgebung in die arabische Welt, der einen kritischen Punkt darstellt.
Prof. Ebert erläuterte weiter, dass man bislang keinen der arabischen Staaten als rechtsstaatlich bezeichnen kann. Konkrete Forderungen für einen Reformprozess der Rechtssysteme sind im öffentlichen Recht die Beendigung der Clanförderung, modernes Kartellrecht, Arbeitnehmer- und Verbraucherschutz sowie angemessene Parteien- und Wahlgesetze, um nur einige Beispiele zu nennen. Das Strafrecht, das in vielen Ländern noch durch den code pénal aus dem 19. Jh. geprägt ist, muss sowohl im Bereich des Strafvollzugsrechts, als auch beispielsweise bezüglich des politischen Strafrechts verändert werden. Im Privatrecht muss besonders in Richtung der Menschen- und Grundrechte, der Gleichstellung von Religion und Geschlecht gearbeitet werden.
Ganz deutlich arbeitete Prof. Ebert durch seine Darlegungen heraus, dass ein ganzheitlicher Reformansatz notwendig ist, der durch rechtliche Veränderungen einen Rahmen bekommen kann. Dieser langfristige Prozess wird mittelfristig eine instabile Situation mit sich bringen. Als entscheidende Punkte für die notwendigen Transformationen nannte er Transparenz und einen Dialog von Experten auf Augenhöhe, ein Rechtstransfer aus dem Westen darf nur punktuell und spezifisch, nach genauer Berücksichtigung der existierenden Rechtskultur und -geschichte, erfolgen.
In der anschließenden Diskussion wurden Fragen bezüglich den Hindernissen bei der Erreichung dieser Ziele, der möglichen Institutionalisierung des Dialogs zwischen Europa und der arabischen Welt sowie den Auswirkungen von Elitenwechseln in einzelnen Ländern aufgeworfen. Hier konnten noch einige Detailfragen geklärt und vertieft werden.

Samstag, 22. Oktober 2011

Foodwatch-Report

Prof. Gertel verwies in seinem Vortrag am 19.10. auf diese Studie:

http://foodwatch.de/kampagnen__themen/nahrungsmittel_spekulation/report_die_hungermacher/index_ger.html

Hier noch ein Artikel dazu:

http://www.zeit.de/2011/43/Foodwatch-Report

Zum Start der Ringvorlesung über den Arabischen Frühling


Am Abend des 12. Oktober fand der Auftakt zu einer Ringvorlesung über den arabischen Frühling statt. Die Veranstaltung kann als voller Erfolg gewertet werden! Denn nicht nur war der Hörsaal 11 mit rund 100 Gästen fast voll besetzt – der Doktorand Mohammad Magout lieferte mit einer Analyse der politischen Situation in seinem Heimatland Syrien einen spannenden und informativen ersten Beitrag für die Ringvorlesung.

Nach einem Abriss der Geschichte der syrischen Politik der letzten Jahrzehnte und einer Analyse der Propaganda des herrschenden Regimes kam Mohammad auf die Rolle zu sprechen, die Zwang und Ideologie bei der Entmündigung der Bevölkerung spielen. Er findet, dass die Absurdität der propagandistischen Slogans („Baschar al-Assad ist unsterblich! Syrien ist al-Assad!“) der Bevölkerung bewusst sei und gerade dadurch – und nicht etwa trotzdem – ihre Entmündigung verstärkt werde – eine These, die sicherlich der genaueren Prüfung und kulturtheoretischen Begründung bedarf.
Besonders spannend wurde es in den Momenten, in denen Mohammad Ausschnitte aus dem Protestmilieu zeigte und sogar von seiner eigenen politischen Entwicklung als Syrer berichtete, die mit dem Einmarsch der Koalitionstruppen in den Irak im Jahr 2003 begann.
Mohammad traf mit seinen Überlegungen auf ein buntes und sehr aufmerksames Publikum, das zeigte sich auch bei der anschließenden Diskussion, bei der er Fragenbeantwortete. Dabei wurde der Blick noch einmal vertieft, aber auch erweitert: Welche Rolle spielen andere Länder in der ungewissen Zukunft Syriens? Könnte die Entwicklung in Richtung eines zweiten Libyen verlaufen? Mohammad ist skeptisch: Syrien verfügt über kein Öl, im UN-Sicherheitsrat besteht Uneinigkeit und die USA sind zu geschwächt, um nochmals eine Initiative wie in Libyen zu leisten. 
Tom Kaden

Freitag, 21. Oktober 2011

Vortrag am 26.10.2011: Rechtliche Veränderungen und Perspektiven nach dem "arabischen Frühling"

Die dritte Veranstaltung im Rahmen der Vorlesungsreihe ist den juristischen Aspekten des arabischen Frühlings gewidmet. Prof. Dr. Hans-Georg Ebert wird sich in seinem Vortrag mit den Umbrüchen in der Staats- und Rechtsgestaltung in der arabisch-islamischen Welt auseinandersetzen. Prof. Ebert wird in allgemeiner Weise den Begriff der Rechtsstaatlichkeit als Konzeption besprechen und ebenso den Blick auf einzelne Rechtsbereiche richten. Außerdem gilt es, Perspektiven im rechtlichen Bereich auszuloten, also die Frage aufzuwerfen, ob rechtliche Lösungen Voraussetzung oder Resultat von Reformen sein können.

Literatur zum Vortrag
  • Arabische Zeitenwende. Aus Politik und Zeitgeschichte. Beilage zur Wochenzeitung "Das Parlament". Berlin 61(2011)39.
  • Asseburg, M., Palästina bei den Vereinten Nationen. SWP-Aktuell 36, August 2011.
  • Bälz, K., Kein Land in Sicht? In: Zenith. Zeitschrift für den Orient 2011 (auch im Internet verfügbar).
  • Dgl., Recht auf Reform. In: Zenith. Zeitschrift für den Orient 2011 (auch im Internet verfügbar).
  • Roll, St., Die Aufarbeitung von Korruption in Ägypten. SWP-Aktuell 24, April 2011.
  • http://www.mpil.de/ww/en/pub/research/details/know_transfer/constitutional_reform_in_arab_.cfm (zuletzt abgerufen: 7.10.2011)

Akademischer Werdegang/Academic Profile

  • Studium der Arabistik und Rechtswissenschaft in Leipzig
  • 1982 Dissertation zum schiitischen Recht in Iran
  • 1990 Habilitation zum Verhältnis von Staat, Verfassung und Islam in der arabischen Welt
  • 1990 wissenschaftlicher Oberassistent am Orientalischen Institut der Universität Leipzig
  • 1994/1995 Vertretung der Professur für Islamwissenschaft an der Universität Halle (Saale)
  • 1998 Vertretung der Professur für Islamwissenschaft an der Universität Kiel
  • seit Wintersemester 1998/1999 Professor für Islamisches Recht am Orientalischen Institut der Universität Leipzig
  • mehrjährige Studien- und Forschungsaufenthalte in islamischen Ländern
  • seit 2000 Herausgeber der Reihe "Leipziger Beiträge zur Orientforschung"
  • Vorsitzender des "Vereins zur Pflege und Förderung der Orientwissenschaften e. V.", Leipzig
  • 2005-2008 Studiendekan an der Fakultät für Geschichte, Kunst- und Orientwissenschaften
  • Seit Oktober 2008: Mitglied des Fakultätsrates der Fakultät für Geschichte, Kunst- und Orientwissenschaften
  • Seit September 2009: 1. Vorsitzender der "Gesellschaft für Arabisches und Islamisches Recht e.V.", Bonn (www.gair.de)
Forschungsschwerpunkte/Main Areas of Research
  • Islamisches Recht: Rechtsquellenlehre, Rechtsliteratur, Rechtszweige, Rechtsgeschichte
  • Islamisches Personalstatut, islamische Staats- und Rechtskonzeptionen, sunnitisches und schiitisches Recht
  • Recht arabischer Länder: Rechtsordnungen arabischer Länder, Rechtsvergleichung, Rechtsprechung
  • Islamwissenschaft: Geschichte, Rituale, Texte
Publikationen (Auswahl)/Publications (selection)

  • Die Qadrî-Pâshâ-Kodifikation. Islamisches Personalstatut der hanafitischen Rechtsschule. Leipziger Beiträge zur Orientforschung, Bd. 23. Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien: Peter Lang 2010, 215 S.
  • Der Islam und die Grundlagen der Herrschaft. Übersetzung und Kommentar des Werkes von Alî Abd ar-Râziq. Leipziger Beiträge zur Orientforschung, Bd. 24. Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien: Peter Lang 2010, 115 S. (gemeinsam mit Assem Hefny).
  • Das islamkonforme Finanzgeschäft. Aspekte von Islamic Finance für den deutschen Privatkundenmarkt. Stuttgart: Deutscher Sparkassenverlag 2010, 315 S. (gemeinsam mit Friedrich Thießen u.a.)
  • Islamic Banking - Wege für deutsche Banken. In: Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen, (ZfgK), Frankfurt am Main: Fritz Knapp Verlag 61(15.März 2008)6, S. 261-266 (gemeinsam mit Fr. Thießen und N. Thurner).
  • Bahrain: Familienrechtliche Neuerungen und Bahrain: Verfahren der Eheschließung und Scheidung. Übersetzung. In: Das Standesamt (StAZ), Frankfurt am Main, Berlin: Verlag für Standesamtswesen 61(April2008)4, S. 104-106, 117-121.
  • Ägypten. Internationales Ehe- und Kindschaftsrecht mit Staatsangehörigkeitsrecht. Stand: 15.7.2008. Frankfurt am Main, Berlin: Verlag für Standesamtswesen, 178. Lfg., S. 1-105 (gemeinsam mit A. Hefny).
  • Personal Status Laws in the Arab States: Traditions and Innovations. In: Islamica. Journal of Semitic Studies, Suppl. 26, Oxford University Press 2010, S. 151-169.
  • Bahrain. Internationales Ehe- und Kindschaftsrecht mit Staatsangehörigkeitsrecht. Stand: 1.4.2010. Frankfurt am Main, Berlin: Verlag für Standesamtswesen, 188. Lfg., S. 1-62 (gemeinsam mit A. Hefny).
  • Toleranter Islam? Islamische Glaubenslehre und Islamisches Recht. In: Chr. Enders/M. Kahlo (Hrsg.), Diversität und Toleranz. Toleranz als Ordnungsprinzip? Paderborn: Mentis Verlag 2010, S. 87-108.
  • Zum Verfahren der Eheschließung und Verstoßung in Ägypten. In: Das Standesamt (StAZ), Frankfurt am Main, Berlin: Verlag für Standesamtswesen 64(März 2011)3, S. 74-76, 83-91 (gemeinsam mit I. Salama).